Verkehr

Wofür eigentlich? Einige Fragen an DocStop

Artikel zu DocStop

Ich höre von zahlreichen großen Spenden, die Doc Stop von vielen Seiten erhält. Ich höre aber niemals, wofür diese genau verwendet werden. Laut eigenen Aussagen helfen sie jährlich 4000-5000 Fahrern, das wären immerhin durchschnittlich mehr als 10 Pro Tag. Ich kenne keinen einzigen, nicht einmal vom Hörensagen.

Ich habe viele Freunde, Bekannte und Kollegen gefragt, auch die kennen niemand, der schon einmal Hilfe durch DocStop bekam. Allerdings kenne ich einige, die DocStop um Hilfe baten und keine bekamen. Warum veröffentlicht DocStop nicht mal success-stories, wenn es doch angeblich täglich mehr als zehn davon gibt? Ich glaube diese Zahlen nicht.

Das mit DocStop hört sich auf den ersten Blick alles soo toll an, aber dann fällt einem doch ein: Wenn man ernsthaft erkrankt in Deutschland, dann gibt es überall die Möglichkeit, die 112 anzurufen. Ein Krankenwagen kann an jeden Autobahnparkplatz kommen und zu jeder Ladestelle. Wenn man ernsthaft krank ist, kostet der Krankenwagen nicht einmal etwas. Doc Stop ist also höchstens gut, wenn man ein kleines Wehwehchen hat, ich nenne es immer die Zahnschmerzenhilfe. Und dafür kassieren sie jährlich zigtausende Euro an Spenden, bei denen sie niemals offenlegen wofür sie die verwenden.

Ich weiß, dass ein Teil dieser Spenden für alberne Werbemittel wie Kugelschreiber und T-Shirts verballert werden und für Agenturen, die neue weitere Spendengelder „generieren“ sollen. Das finde ich persönlich unmoralisch, da es nicht dem eigentlichen Spendenzweck zu Gute kommt.

Bundesverdienstkreuzträger Bernickel nimmt waaahnsinnig wichtige Termine für DocStop in Polen, Niederlande, Dänemark und Österreich wahr, geht dort nicht gerade in die billigsten Hotels und zahlt diese mit Sicherheit nicht aus seiner eigenen Tasche.

Der erste Vorsitzende J. Fehrenkötter erzählt gerne als Beispiel dafür, wie hilfreich DocStop sei, die Geschichte von dem Fahrer, der ein Stechen in der Brust verspürte und Schmerzen im rechten Arm und durch DocStop zu einem Arzt gelotst wurde, der einen Herzinfarkt diagnostizierte. Diese Geschichte ist ein extrem krasses Negativbeispiel, denn wenn mir jemand solche Symptome schildert, dann ist das letzte was mir dazu einfällt, ein DocStop Arzt. Jeder, der dann nicht SOFORT die 112 anruft, handelt unverantwortlich!!

Die Wichtigtuerei um diesen Friedhof der Eitelkeiten geht mir seit Jahren mächtig auf den Senkel. Danke für Eure Aufmerksamkeit.

P.s.:
Was könnte man mit so viel Spendengeld Sinnvolles anfangen. Toter-Winkel-Schulungen, Rettungsgassen-Kampagnen und ähnliches. Hier nur eine kleine Auswahl an Spenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit

10.000 Euro, März/2017, BFS und Krone
https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwaebisch-hall/10_000-euro-fuer-medizinische-hilfe-23346271.html

2.000 Euro, Mai 2017, Cargosleep
https://www.cargosleep.de/author/cargosleep15/

4.000 Euro, Juli 2017, Fahrer helfen Fahrern e.V. (MAN Trucker’S World)
http://www.fahrerhelfenfahrern.de/de/2017/07/06/docstop-freut-sich-ueber-4-000-euro/)

Ein nagelneuer V-Klasse-Mercedes, Juli 2017, Mercedes Benz
https://roadstars.mercedes-benz.com/de_DE/events/2017/july/the-doc-on-the-road-mercedes-benz-supports-docstop.html

Spende in unbekannter Höhe, August 2017, Greiwing Logistics
https://www.pressebox.de/pressemitteilung/greiwing-logistics-for-you-gmbh/GREIWING-engagiert-sich-fuer-den-Verein-DocStop/boxid/867029

Spende in unbekannter Höhe, November 2017, Spedition Eberl
https://www.spedition-eberl.de/die-spedition-eberl-unterstuetzt-den-verein-docstop-fuer-europaeer/

2.500 Euro, Transco November/2017
https://www.dekra.net/de/transco-sued-docstop/

2.600 Euro, Januar 2018, DAF Trucks
http://www.daftrucks.de/de-de/news-and-media/news-archive/articles/dede/2018/09-01-2018-daf-trucks-deutschland-unterstutzt-den-verein-docstop-auch-im-jubilaumsjahrf

30.00 Euro, Februar 2018, Dekra
https://www.dekra.de/de-de/aerztliche-versorgung-fuer-lkw-fahrer-auf-tour/

Das sind nur die Spenden, die öffentlich durch Pressemeldungen verlautbart wurden. Die Liste der Förderer auf der Doc-Stop-Seite ist noch wesentlich länger:
https://www.docstop.eu/index.php?id=3#c49

Nachtrag:
Auf der Doc-Stop-Seite wurde mittlerweile meine Vermutung bestätigt. Die zigtausende (!) Euronen werden ausgegeben für Werbemittel (T-Shirts, Kugelschreiber, Taschen usw.) , Reisespesen (Fahrtkosten und Hotels im In-und Ausland), Agenturen und ähnliches. Außerdem eine Weihnachtsaktion (die meiner Meinung nach gar nichts zu tun hat mit Doc Stop). Die bundesweite Telefonnummer lässt sich ihre Dienste ebenfalls bezahlen und sogar für Auftritte bei Veranstaltungen wie dem Truck Grand Prix werden diese Spendengelder verwendet. Wörtlich heißt es da: „Flyer / Aufkleber / Werbemittel / Treibstoffkosten / Teilnahme an Veranstaltungen ( Truck GP ), Reisekosten der Mitglieder die ehrenamtlich tätig sind / Mobilfunkosten / Versandkosten für Flyer u.ä. / Geschenke für unsere Weihnachtsaktion auf den Autohöfen / Kosten für die europaweite Notrufnummer / Agenturkosten ( Erstellung von Flyern / Infobroschüren)“

Um das nochmals klarzustellen: Niemals habe ich behauptet, dass sich irgendjemand an den Spendengeldern bereichert. Das glaube ich auch nicht. Aber ich stelle die Frage, ob das Ergebnis solch hohe Auslagen rechtfertigt. Wenn ich etwas spende für die Gesundheit von LKW-Fahrern, dann möchte ich eigentlich nicht, dass dafür Kugelschreiber gekauft oder Reisepspesen bezahlt werden. Die genaueren Summen (zum Beispiel für Hotelkosten) werden der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt, auch die Angaben, wie vielen Fahrern DocStop wirklich hilft, bleiben immer nebulös. Wie berechtigt meine Frage sind, sieht man auch an der Empörung, die mir dafür entgegen schlägt.

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